Du möchtest mit Bonsai anfangen? Eine sehr gut Idee, finde ich. Bonsai ist ein faszinierendes Hobby. Und es kann schnell zur Leidenschaft werden. Bonsai Bäume berühren viele Menschen. Es gibt mannigfaltige Arten und Formen. Und vor allem, wer solche Bäume einmal “live” gesehen hat, kann sich ihrer Faszination kaum mehr entziehen.
“Das ist bestimmt schwierig” mit diesen Bonsai, werden viele wohl denken.
Na ja, hier wird auch nur mit Wasser gekocht, wie man so schön sagt. Es ist wirklich keine Raketenwissenschaft. Aber es ist umfangreich, es gibt viele Themengebiete, die die Welt der kleinen Bäume berühren.
Und es gibt viele Meinungen und Techniken, Herangehensweisen und Überzeugungen, wenn es um Bonsai geht. Sie haben alle ihre Berechtigungen – na ja, jedenfalls viele. Frage 2 Bonsaikenner nach etwas, und du wirst 10 Antworten erhalten.
Die Landschaft wird schnell unübersichtlich, und als Anfänger sieht man dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. In diesem Fall trifft das wohl den Nagel auf den Kopf.
Meiner Meinung nach, ist es für einen Anfänger am wichtigsten, ihm einen klaren Weg aufzuzeigen, wie er die ersten Schritte in der Welt der Bonsaigestaltung gehen kann, ohne viel “Ja einerseits…”, “und aber andererseits…”, “beachte dies und das…” usw. usw.
Wichtig ist, das hier um “Outdoor” Bonsai geht, also Bäume die unbedingt im Freien gepflegt werden müssen. Wir müssen hier mit dem Rhythmus der Jahreszeiten arbeiten.
Was brauchst du für deinen ersten Bonsai?
Einen Platz im freien. Das kann ein Balkon sein oder ein Garten.
Wenn du einen Balkon hast, ist die Nordseite ganz schlecht. Der Baum braucht ein paar Stunden Sonne, oder besser gesagt direktes Licht. Wenn der Balkon nach Süden ist, solltest du eine Möglichkeit schaffen, den Bonsai zumindest zur Mittagszeit zu beschatten. Du kannst z.B. eine Topfpflanze vor die direkte Sonne stellen.
Im Garten solltest du ein halbschattiges Plätzchen suchen.
Geld. Tja ist so.
Rechne mit einem Budget von 50 – 100 Euro für den Baum. Ich selbst habe in meinen Anfangsjahren so ziemlich alles verbonsait was ich in Gartencentern finden konnte und was halbwegs nach Baum ausgesehen hat. Meist Pflanzen zwischen 5 und 15 Euro. Oder Zeugs das ich am Wegrand gesammelt habe. Daraus geworden ist nicht wirklich etwas, abgesehen von Erfahrung. Wenn ich die ganze Kohle für dieses halbherzige Ausgangsmaterial zusammenrechne, werden wohl einige hundert Euro über die Jahre zusammengekommen sein. Spar dir das. 50 – 100 Euro sind nicht mehr als eine Tankfüllung, die du vielleicht in einer Woche verfährst (oder als Student an einem guten Abend versäuftst…). Also investiere das Geld.
Werkzeuge. Nicht wirklich.
Klar gibt es sehr nützliche und wichtige Bonsaiwerkzeuge, vor allen sog. Konkarvzangen. Aber für den Anfang reichen haushaltsübliche Utensilien: Schere, scharfes Messer, Saitenschneider und eine Gießkanne. Im Laufe der Zeit wirst du dir natürlich Profiwerkzeuge anschaffen, aber für den Einstieg brauchst du das nicht.
Geduld. Ganz wichtig.
Erstens, weil ein Bonsai über Jahre reift. Aber vor allem geht es hier nicht darum ein Meisterwerk zu erschaffen mit allem drum und dran. Dazu gehört Erfahrung und die kommt schon von alleine. Das hier ist ein Schritt für Schritt Leitfaden für die ersten Schritte in der Bonsaiwelt, nicht der Almanach für den schwarzen Gürtel der Bonsaikunst. Um mal eine etwas ausgelutschte Redewendung zu verwenden: Der Weg ist das Ziel.
Wir wollten alle mal Rockstars sein
Klar wollten wir das. Ich auf alle Fälle. Stundenlang konnte ich mich mit den Gedanken beschäftigen wie ich auf der Bühne stehe und auf meiner Gitarre abrocke. Das beste war mir gerade gut genug.
Hätte ich all die Stunden, die ich vom Endziel geträumt habe mal damit verbracht den Weg zu gehen – also zumindest mal eine Tonleiter fehlerfrei spielen zu können oder mich über ein lausiges Dreiakkord Stück auf meiner Gitarre zu freuen, wäre vielleicht etwas daraus geworden.
Man muss bereit sein den Weg zu gehen (üben, in kalten Proberäumen rumhängen, Gigs hinterher jagen, viel Musik hören, tanzen lernen, Sex mit wildfremden Frauen haben usw.). Nur den Ruhm und die geilen Hotelzimmer im Kopf haben bringt nichts.
Wie funktioniert dieser Bonsai Leitfaden?
Es gibt viele Bücher zum Thema Bonsai, genauer gesagt zum Einstieg in das Thema. Die sind gut. Sie versorgen dich mit allem wissenswerten. Aber das ist dann eben am Anfang ziemlich viel.
Hier geht das Schritt für Schritt. Ich nutze die Vorteile des digitalen Mediums. Das liegt vielleicht daran, das ich Informatiker bin.
Hier ist der Einstieg. Schritt für Schritt werde ich dir den Weg in die Bonsaiwelt zeigen. Es geht los mit Beschaffung eines Bonsai, der Pflege und der Gestaltung. Und immer schön eins nach dem Anderen. Du brauchst dir also nich gleich alles über Arten, Wurzelschnitt, Regeln bis zur Planung deiner professionellen Bonsaipräsentation durchzulesen und dann zum ultimativen Kopfkreisen gelangen, das jeden Anfänger überfordert.
Du kaufst eine bonsaitaugliche Pflanze, du lernst wie man sie pflegt und gesund hält und dann wie man sie gestaltet.
Auf dieser Seite werden die einzelnen Schritte erklärt, nach und nach. Ich werde mir auch einen Anfängerbaum beschaffen und ergänzend zu den einzelnen Kapiteln eine Timeline pflegen, in der ich über die zeitliche Entwicklung meines eigenen Anfängerprojekts berichte. Und um noch einmal auf die Sache mit der Anfängergeduld zurückzukommen: Ich habe etliche Bäume und würde mir nicht unbedingt so einen Anfängerbaum anschaffen, der vielleicht mal in 100 Jahren Weltklasseniveau erreicht – aber es wird Spaß machen. Und auch ich werde dabei lernen.
So wie du Schritt für Schritt gehst, wächst auch dieses Tutorial.
Bist du dabei?
Dein erster Baum wird ein japanischer Fächerahorn (Acer Palmatum) sein. Diese Sorte ist sehr beliebt. Für viele der Inbegriff eines Bonsai – und eben einfach ein schöner Baum.
Also, hier entlang:
Vorab
Ein paar Grundlagen, aber wirklich kurz.
Der Platz für deinen Bonsai. Bevor der Kleine einzieht, sollte sein Zimmerchen vorbereitet sein.
Wenn dir die Bonsai Anfängerschule gefällt, würde ich mich über einen Kommentar freuen.